Die Polyvagaltheorie als Grundlage
Vor dem Hintergrund der Polyvagaltheorie kann die Grundlage von Trauma als eine chronische Dysregulation des autonomen Nervensystems verstanden werden. Auf diesem Zustand bauen dann das Erleben und Verstehen der eigenen Person aber auch der Welt auf. Damit wird der Zustand der Dysregulation zu einem Hauptsymptom für Trauma. Die kognitiven Verarbeitung traumatischer Erlebnisse wird im Zustand der Dysregulation massiv erschwert oder sogar unmöglich. Selbst wenn Betroffene kognitiv Zusammenhänge verstehen, verändern sich die leidvoll erfahrenen körperlichen Symptome nicht und das Trauma persistiert.
Menschen leiden unter diesen dysregulierten Zuständen, die permanent existentielle Gefahren signalisieren, unabhängig davon ob Bedrohungen existieren oder nicht. Um nicht permanent dem Gefühl einer (Lebens-)Bedrohung ausgesetzt zu sein, verändert sich das Spürbewusstsein der Betroffenen und sie verlieren häufig den Kontakt zum eigenen Körper und damit den Kontakt zu sich selbst und zu anderen. Die aktivierten defensiven Reaktionspfade verhindern eine soziale Kommunikation, die es Betroffenen ermöglichen würde, sich vertrauensvoll auf andere Menschen einzulassen. Die für das seelische und körperliche Gleichgewicht notwendige Co-Regulation mit anderen Menschen steht nicht zur Verfügung, um sie aus der Dysregulation zu befreien. Damit sind die Betroffenen in eine Negativspirale eingetreten, die sie häufig innerlich vereinsamen lässt und zu immer größeren seelischen und körperlichen Problemen führt.
Aus diesem Blickwinkel kommt der organismischen Regulation eine Entscheidende Bedeutung zu. Es geht darum Betroffenen wieder zu ermöglichen sich sicher zu fühlen, um mit sich und der Umwelt wieder in Beziehung treten zu können.Eine erfolgreiche Arbeit am Trauma schenkt den autonomen Körperreaktionen mindestens so viel Beachtung wie der kognitiven Verarbeitung. Erst ein regulierter Organismus ist zu einer integrierenden kognitiven Verarbeitung fähig. Nachhaltige Veränderungen sind ohne eine verbesserte Regulationsfähigkeit, kaum zu erreichen. Trauma ist eine Beeinträchtigung in der Steuerung der autonomen Defensivreaktionen unseres Organismus. Wird dies berücksichtigt, kann für viele Betroffene eine nachhaltige Verbesserung erzielt werden, indem Klientinnen dabei unterstützt werden sich zu regulieren. Gelingt dies, ist die Arbeit am Trauma keine Belastung, sondern eine Erleichterung für die Betroffenen.
Weitere Informationen können sie der Publikation "Gestalttherapie, Trauma und Polyvagaltheorie - Arbeiten mit autonomen Körperreaktionen" oder dem Ausschnitt eines Vortrages zur Polyvagaltheorie entnehmen.